Sinnes- und Begegnungsgarten Süd

Sinnes- und Begegnungsgarten – Eine Augenweide die begeistert!

Am 16.05.2015 wurde er eingeweiht, der Sinnes- und Begegnungsgarten für Generationen. Die Kleingartenanlage Castrop-Rauxel Süd zeigte sich als stolze Begründer dieser bislang einmaligen Idee.

Das Wetter ist eher trüb und regnerisch als ich mich auf den Weg zu den Feierlichkeiten mache aber als ich in der Gartenanlage ankomme sehe ich sofort, dass man sich hier von Petrus keinen Strich durch die Rechnung machen lässt. Viele emsige und fleißige Hände wuseln umher, rücken Tische und Bänke zurecht, richten an, decken ein und bereiten vor. Für die ersten Leute, die schon da sind, gibt es freundliche Worte, ein Lächeln und Kaffe gegen die ungemütliche Kälte. Mit Herzblut ist man dabei, denn jeder hier weiß, wie viel Arbeit und Schweiß in dem Projekt, das heute endlich der Öffentlichkeit gezeigt wird, steckt. Vor dem Begegnungsgarten steht ein Pavillon unter dem Kanapees appetitlich angerichtet sind und auch die für den „Pott“ so charakteristische Currywurst fehlt heute nicht.

Bevor der offizielle Teil beginnt habe ich die Gelegenheit, den Bürgermeister, Herrn Beisenherz, und den Landrat, Herrn Süberkrüb, zu sprechen, die beide begeistert vor der Parzelle stehen, die die Gärtner von „Süd“ so liebevoll gestaltet haben. Beide sind von der Idee eines Begegnungsgartens für Generationen völlig angetan. Auf die Frage, wie er es findet, dass ein Kleingarten sich sozial so engagiert, hebt Herr Beisenherz hervor, dass er dies sehr begrüßt, da es sich um einen Garten für Senioren so wie auch Kinder handele und er auch froh ist, dass soweit es ihm bekannt sei jede seiner Castroper Anlagen da ihren eigenen Weg gefunden habe etwas für die Gesellschaft zu tun und das ein „eigenes Profil zu finden“ genau der richtige Weg sei. Cay Süberkrüb macht ebenfalls keinen Hehl aus seiner Begeisterung für dieses Projekt. Auch wenn es viele Initiativen und Kooperationen im Kreis gäbe, so sei diese Idee doch etwas wirklich ganz besonderes. Etwas Generationenverbindendes im Zusammenhang mit dem Seniorenheim aus der Nachbarschaft sei einfach toll. Doch nicht nur dies allein überzeugt ihn, denn seiner Meinung nach sind Schrebergartenanlagen schöne kleine Oasen für die Menschen in den Städten und gerade diese hier unter der Leitung von Dieter Ricken sei eine der schönsten im Kreis Recklinghausen. Schöne Lorbeeren aus dem Mund eines Mannes, der schon in so einigen Anlagen zu Gast war.

Wie kam es zu der Umsetzung einer so ungewöhnlichen aber genialen Idee? „Ganz einfach“, sagt mir der erste Vorsitzende Ricken. Zuerst habe der Bezirksvorsitzende Stephan Bevc ihn darauf angesprochen, ob er sich in seiner Anlage so etwas vorstellen könne und dann haben er und seine „Mannschaft“ das beschlossen und in die Hand genommen. Mit der freundlichen und reichhaltigen Unterstützung von Bernhard Lammers, Bereich Stadtentwicklung und einigen Fördergeldern sei es dann vor ca. 2 Jahren losgegangen. Seitdem sind unzählige Stunden an freiwilliger Arbeit drauf gegangen, um aus einer ganz normalen Gartenparzelle einen Sinnesgarten zu machen. Stolz ist er auf das, was die Leute in seiner Anlage geleistet haben, wie er so da steht und von der Arbeit erzählt, die in diesem sehenswerten Projekt steckt, und das kann er auch sein.

Liebevoll ist er gestaltet, der Begegnungsgarten. Vier Hochbeete mit Salat, Erdbeeren und etwas Gemüse sorgen dafür, dass die Senioren sich nicht bücken müssen wenn sie etwas probieren wollen oder ihnen danach ist sich gärtnerisch zu betätigen. Einige kleine Obststämmchen verheißen in den nächsten Jahren den ein oder anderen schattigen Platz zum Verweilen und eine große Schnecke aus Naturstein, die mit Kräutern bepflanzt ist lädt ein zum Probieren und schnuppern. Aber auch die Motorik soll nicht zu kurz kommen. So gibt es einige Geräte mit beweglichen Teilen, an denen sich Jung und Alt versuchen können. Bürgermeister und Landrat testen eines der Geräte direkt gemeinsam aus. Wer sich ein wenig zurück ziehen möchte, kann dies in der Laube tun, die eingerichtet ist wie Omas Küche und auch die gleiche heimelige Gemütlichkeit ausstrahlt und die Kinder können sich auf einem kleinen Spielplatz austoben.

Die Bergleute des BUV Alt Herne, die eine langjährige Freundschaft mit Dieter Ricken und seinen Kleingärtnern pflegen, schauten sich auch alles begeistert an. Sie würden sich wünschen, dass Senioren und Kinder so wieder zueinander finden, denn die Kluft zwischen den Generationen gehe heutzutage immer weiter auseinander, so der Vorsitzende Wolfram Ennulat.

Als ich mir den Garten noch einmal so anschaue und die vielen ausgelassenen Menschen beobachte, wie sie den Sekt trinken, der ihnen von den helfenden Händen der Gärtnerinnen gereicht wird, begegnet mir eine Dame aus dem benachbarten Seniorenheim. Sie strahlt über das ganze Gesicht und sieht sich zufrieden um. Bereitwillig erzählt sie mir, dass ihr der schöne, saubere, gut ausgestattete Garten sehr gefällt, sie nicht die Ruhe hätte, einen ganzen Tag hier zu verbringen aber den Aufenthalt für ein oder zwei Stunden hier sicher genießen könne. Als ich frage, warum ihr die Ruhe fehlt, klärt sie mich auf, dass sie selbst vom Land käme und dort einiges bewirtschaftet habe, leider jedoch flüchten musste wegen des Krieges und dabei alles zurück blieb. Wehmütig schaut sie, aber es scheint ihr Freude zu machen, mir als jüngerem Menschen davon zu erzählen. Ziel des Gartens also erreicht.

Dieser Ort ist ein Ort der über Kluften hinweg helfen soll. Auch wenn alte Menschen ein wenig komisch werden, vielleicht sogar senil oder dement, so haben sie etwas, dass sie erzählen wollen und oft auch etwas, das sich zu hören lohnt. Dieser Garten soll die Barrieren brechen. Soll Jungen vor Augen führen, dass sie auch einmal alt werden und Alte daran erinnern wie es war, Kind zu sein. Vielleicht bekommen zumindest ein paar ein neues Verständnis für „Generationen“. Ich bin sicher das die Leute der Kleingartenanlage Castrop Rauxel Süd mit ihrem Projekt auf genau dem richtigen Weg sind und ich hoffe das ihr Beispiel Schule macht und es noch viele solcher Gärten in ganz Deutschland geben wird. Danke für diese Oase!

v.l.: Cay Süberkrüb, Johannes Beisenherz, Stephan Bevc und Vereinsvorsitzender Dieter Ricken bei der Eröffnung des Begegnungs- und Sinnesgartens

 

Ich sage Toi toi toi und Gut Grün für ein gutes Gelingen.

M.B.